ROLAND ROOS
«PARKBANK»
KURATIERT VON ALINE JUCHLER

27.07. – 25.08.2013

VERNISSAGE: 26.07.2013


Irgendwo in der Stadt Zürich fehlt etwas. Eine kleine Lücke klafft im öffentlichen Raum: Roland Roos (*1974) hat eine Parkbank abmontiert. Die grüne Parkbank steht im linken Schaufenster der Diele, aber sie wurde ihrer Benützungs- grundlage entledigt, da für die Dauer der Ausstellung niemand auf ihr Platz nehmen kann – ihr einziger Daseinszweck wurde ihr temporär genommen. Dass sich eine Bank hinter der einen Scheibe verbirgt, ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, man erspäht sie erst durch die schmale Aussparung in der aufgeklebten Folie, welche die Einsicht in die Vitrine hinein erschwert. Darauf aufmerksam macht Roos über eine simple Andeutung, die aber als solche verstanden werden muss. In grossen, schwarzen Lettern ist «Parkbank» auf die rechte Scheibe gesprayt – ein gängiges Motiv im Stadtbild, jedoch nur selten sind gesprayte Worte ein so sach- dienlicher Hinweis, wie hier.

Vom Verborgenen zum Augenscheinlichen: «We love to dress you. Marco Di Renzo». Und: «Textil Reinigung: Chemische Reinigung. Wäscherei. Änderungsschneiderei». Diese Worte werden unmissverständlich als Werbung oder als Dienstleistungs-Angebote gelesen. Die beiden links und rechts an DIE DIELE angrenzenden Ladenlokale haben durch Roos eine Erweiterung ihrer Räumlichkeiten erhalten. Ein Trompe l‘Oeil in bester Manier bringt die Häuserfront an der Shilhallenstrasse in eine neue Ordnung und den Ausstellungsort zum Verschwinden. Roos‘ anfänglicher Eingriff in das städtische Gefüge von Zürich, durch das Wegnehmen eines öffentlichen Guts, wird über das vermeintliche Hinzufügen von privater Ladenfläche wieder neutralisiert. Die Aufgabe der Schaufenster wird durch die Geste des Zuklebens und des Verbergens ausser Acht gelassen, gleichzeitig er- halten sie bis zum Ausstellungsende eine neue Funktion als Träger fremder Informationen.

Roos‘ ortsspezifische Interventionen schaffen eine direkte Verbindung zur Umgebung; einer der Gründe, warum der Künstler, ursprünglich aus dem Luzernischen, die zweite Position in der «Zürich»-Ausstellungsreihe von DIE DIELE einnimmt. Die genaue Analyse der Möglichkeiten eines Ortes und das Abwägen, wie er diesen bestmöglich in Kontext mit seinem Umfeld setzen könnte, liegen der Arbeitsweise von Roos ebenso zu Grunde, wie die Absicht, durch die Eingriffe zu irritieren – und bestenfalls zum nachdenken anzuregen.


Aline Juchler


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