«CROSS ARTICULATIONS»

ESTHER MATHIS &

RIIKKA TAURIAINEN



KURATIERT VON

SALOME HOHL &

ALINE JUCHLER

OPENING

20.10.2014, 18:00


THE SECOND DATE

13.11.2014, 18:00

info
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DIE DIELE ist ein Kunstraum in zwei Schaufenstern an der Sihlhallenstrasse. Genau hier setzt «Cross Articulations» an: Esther Mathis (*1985) und Riikka Tauriainen (*1979) beginnen eine sitespezifische Hinterfragung, welche die übliche Funktion des Schaufensters und deren Interaktion mit der Umgebung umkehren. Die Ausstellung ist als Prozess angelegt, der am 21. Oktober beginnt, sich über den 13. November erstreckt und am 14. Dezember 2014 endet. Die Künstlerinnen brechen mit der Idee des Schaufensters, welches eher als Fläche denn als Raum verstanden wird. Gemeinhin beschränkt sich die Etalage auf ein klar definiertes Sichtfeld, entsprechend einer zweidimensional wahrgenommenen Bildfläche. Die Begegnung ist auf den Konsum der präsentierten Ware angelegt, die Produkte sind sorgfältig angeordnet und komponiert. Hauptmerkmal dieser herkömmlichen Präsentationsform ist die Glasscheibe, welche Aussenstehende von den Gegenständen trennt und das Innere als Stillleben konserviert. Für «Cross Articulations» verzichten Mathis und Tauriainen auf das abtrennende Glas und ausgestellte Gegenstände. Sie begreifen die Schaukästen als architektonische und physische Einheiten, ganz der Frage folgend, wie ein Schaufenster als Raum begriffen werden kann. In unterschiedlichen Herangehensweisen inszenieren sie die Vitrinen als Objekt und artikulieren deren Volumen und Umrisse. Tauriainen fertigte eine Holzinstallation an, welche den Raum zwischen Scheibe und Rückwand gegen aussen stülpt. Die ursprüngliche Ausstellungsfläche und deren Fülle sind nicht mehr sichtbar und können nun lediglich durch die Holzkonstruktion erahnt werden. Wie oft in ihrem Schaffen benennt sie damit einen Ort und einhergehende Mechanismen, indem sie diese akzentuiert und neu anordnet. Im Gegensatz zu Tauriainens geschlossener Konstruktion, zieht Mathis die Linien des Raumes mit filigranen Eisenstäben nach aussen weiter – beschreibt jedoch wie Tauriainen das Negativ des Schaufensterraumes und spiegelt ihn. In feiner Formsprache nimmt sie Dynamiken der Umgebung und deren Materialität wahr. Die beiden Interventionen beabsichtigen dasselbe, sind einander in ihren Ausführungen aber diametral entgegengestellt. Während Tauriainen den BetrachterInnen die Sicht ins Schaufenster verweigert, produziert Mathis den Blick für das Innere des Raumes. Ähnliches passiert in der Konfrontation mit der Umgebung. Durch die gewählten Strategien laden die Arbeiten zur Interaktion ein oder versperren sich der Einsicht von aussen: Einerseits durch die betonte Fragilität und Offenlegung des normalerweise geschlossenen Schaufensters; andererseits mittels der starken Geste der Abriegelung, die entfernt auch an Verbarrikadierungsmassnahmen erinnert. Nicht zuletzt ragen beide in den Fussgängerraum, es gibt kein Vorbeigehen ohne Irritation. Inwiefern auf die beiden Arbeiten reagiert wird, ob sie gar als provozierende Elemente im öffentlichen Raum verstanden werden, soll im Laufe der Zeit festgestellt und unter anderem am 13. November thematisiert werden.
«Cross Articulations» beschreibt die unterschiedliche Ausgestaltung derselben Absicht. Indem Mathis und Tauriainen auf vorhandene Strukturen eingehen, diese zergliedern, betonen oder negieren, werden die Eigenschaften eines architektonischen und sozialen Raumes erst sichtbar. Eine Auseinandersetzung, welche die unkonventionelle und doch vertraute Ausstellungsform der DIELE im Langstrassenquartier herausfordert.

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