LINIE 31

GALERIEN + OFFSPACES

ZÜRICH AUSSERSIHL

ZEICHNUNG DRAWING DESSIN DISEGNO DISENO

SAMSTAG 14. MÄRZ 2015

12-22 UHR


MICHAEL GÜNZBURGER

«THIS IS WHAT YOU GET»

14. MÄRZ – 19. APRIL


«FUGE 03»

ZEICHNUNGSAUSSTELLUNG IM TREPPENHAUS MIT: JULIA BRUDERER, LEILA PEACOCK, NEAL BYRNE JOSSEN UND HANNAH RASCHLE


LEILA PEACOCK

DRAWING PERFORMANCE:

«THE EMERGING MIND»

16:00 UND 18:00 UHR




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MICHAEL GÜNZBURGER

«THIS IS WHAT YOU GET»

14.03. – 19.04.2015


Zwei fleischige Abdrücke auf weissem Papier hängen hinter dem ersten Schaufensterglas, während die Scheibe der zweiten Vitrine als Spurenträger fungiert. Schinkenkeule, Gliedmasse oder doch Pelzstück? Das Wissen drängt die Betrachtenden zu einer figurativen Entschlüsselung, alsbald weicht das Bilderrätsel aber einer materialisierten Oberfläche. Das Auge beginnt zu tasten, erfasst feine Details wie Poren, Haare oder Muskelstränge, die sich aus der Fläche erheben. This is what you get – wenn der menschliche Körper als Komposition auf eine Fläche drückt.


Michael Günzburger sucht die Zeichnung. Bewusst setzt er die Spuren auf den Bildträger, wenn hier auch nicht der Pinsel das Werkzeug ist. Der Körper bildet sich selbst ab in der kontrollierten Kollision mit der Papierfläche und erzeugt eine Projektionsfläche: Der Künstler greift mit dieser Werkreihe Themen der Abbildbarkeit auf – technisch, ästhetisch und sozial.


Die Wiedergabe von Haut und Haar ist eine Königsdisziplin der bildenden Kunst, da sie technische Raffinesse verlangt und dem Porträt erst Leben einhaucht. Speziell das Haar lässt sich schwer illustrieren, nicht einmal in der digitalen Welt gelingt es, die widerspenstigen Hornfäden in ihrer Singularität, Beschaffenheit und Dynamik einzufangen. Aber auch die unebene Haut führt zu künstlerischen Grenzen. Günzburgers Schaffen erinnert in der materiellen Inkarnation, der Fleischwerdung des Körpers, an altmeisterliche Bestrebungen. Er befreit sich aber von anatomischen Zielen oder der inszenierten Performance des Körperabdrucks, wie sie etwa Yves Klein mit seinen berühmten Anthropometrien verfolgte. Hier steht die mikroskopische Oberfläche im Zentrum sowie das Druckverfahren als Abbildungsprozess, während der Künstler mit den Umrissen spielt, sie andeutet oder in der Verdoppelung verdichtet.


Günzburger erreicht sein Ziel mithilfe von Wollfett, Farbpigmenten und der konkreten, aber schemenhaften Platzierung seines Körpers. Der Leib wird auf eine eingefettete Fläche gelegt und dann auf Papier gedrückt. Schliesslich pudert der Künstler die körperlichen Spuren mit Pigment ein. Dieses präzise System entwickelte Günzburger in Zusammenarbeit mit dem Drucker Thomi Wolfensberger für die Drucke von lebenden Tieren, welche dieser Serie vorausgingen.


Das Festhalten-Wollen der Körperlichkeit ist ein altes, menschliches Anliegen, religiös aufgeladen und von sozialer Bedeutung für Mitmenschen, die Kultur oder das Subjekt selbst. Ob das Schweisstuch, der Wachsabdruck oder die Totenmaske: Der Mensch sehnt sich nach Kontaktreliquien, welche die Materialität des Individuums ästhetisch erhalten. Das Foto konnte diesem Wunsch nicht gerecht werden, das humane Sujet wirkt archiviert, entrückt, eine materielle Evidenz des Lebens fehlt. Der Abdruck hingegen bewahrt die haptische Nähe und das ist, was Günzburger interessiert: Die Oberflächenstruktur, die sich im Moment des Zusammenpralls zwischen zwei Körpern manifestiert. This is what you get – signiert mit dem Körper des Künstlers.


Michael Günzburger (*1974 in Bern) lebt in Zürich. Seine Werke sind u.a. in der Sammlung des Kantons Zürich, Kunsthaus Zürich oder der Grafischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek vertreten. Er realisierte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland wie beispielsweise in seiner Galerie Christinger De Mayo, Zürich (2014): Winkelmann Gallery, New York (2013), Kunstmuseum Bern (2013), Kunsthaus Zürich (2010).


Salome Hohl

MICHAEL GÜNZBURGER

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FUGE 03: LEILA PEACOCK: DRAWING PERFORMANCE

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FUGE 03: NEIL BYRNE JOSSEN

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FUGE 03: HANNAH RASCHLE

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FUGE 03: NEIL BYRNE JOSSEN

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FUGE 03: JULIA BRUDERER

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